Helgoland und die Helgoländer Düne – der Lebensraum der Kegelrobben
Geologisch betrachtet liegt Helgoland in einem Schelfmeer (auch Flachmeer). Als Schelf bezeichnet man den Teil der Ozeane, die an die Erdkontinente angrenzen. Der Kontinent hört nicht an der Wasserkante auf, seine Kontinentalplatte läuft unter Wasser weiter und setzen sich wie Puzzleplatten mit anderen Kontinentalplatten zusammen, weshalb es in einigen Bereichen der Erde durch Bewegungen dieser Platten zu Erschütterungen oder auch, über Jahrmillionen zu Gebirgsbildung (Alpen) oder tiefen Meeresgräben (Mariannengraben etwa 11km) kommt. Das Flachmeer sitzt auf dem ersten Teil der Kontinentalplatte und zeichnet sich durch relativ flache Wasserbereiche aus (Nordsee im Mittel 150m). Die Fahrt nach Helgoland verläuft durch Tiefen von 30m, („Helgoländer Loch“ kurz vor Helgoland mit ca. 60m tiefste Stelle). Im Bereich unter dem Meeresboden um Helgoland befindet sich eine Steinsalzschicht, die über 250 Millionen Jahre alt ist. Zu dieser Zeit wurde das heutige Helgoland noch von einem subtropischen Meer bedeckt. Das Meer war flach, das Wasser verdunstete, das Salz blieb zurück. Im Laufe der Millionen Jahre wurde das Salz von Sandschichten überlagert. Das Salz verformte sich unter dem hohen Druck und breitete sich dort aus, wo der geringste Widerstand war. Bei dieser Aufwärtsbewegung wurden der rote Buntsandstein und die weißen Katersande mit nach oben gepresst. Wie man an der Maserung des Bundsandsteins besonders gut an der Westseite beobachten kann, verlaufen die Gesteinsschichten nicht parallel sondern schräg.
Die Düne besteht aus Kreide und Katersanden und ist damit geologisch betrachtet jünger als die Hauptinsel, man macht also eine Zeitreise von Hauptinsel zur Düne.
Hochseeinsel… Nicht ganz…Helgoland ist geologisch betrachtet von der Entstehungsgeschichte her keine Hochseeinsel. Denn die Insel ist der letzte Rest einer ehemaligen langgezogenen Halbinsel, die ihren Anfang an der heutigen Halbinsel Eiderstedt hat und bis zum heutigen Helgoland reichte. Da Helgoland außerhalb der 12-Meilen-Grenze an der Deutschen Küste liegt ist es politisch betrachtet eine Hochseeinsel und liegt in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Nordsee (AWN).
Naturschutzgebiete der Hauptinsel
Einzigartig – Der Helgoländer Felssockel ist mit etwa 5000 ha das größte Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins. Es umfasst die Hauptinsel sowie die Düne und die unterseeische Felslandschaft. Das Felswatt ist an der deutschen Küste (und auch in vielen hunderten Kilometern Reichweite) einzigartig. Damit verbunden ist auch eine einzigartige Tier-und Pflanzenwelt, die das größte Artenspektrum in der Deutschen Bucht umfasst.
Der Lummenfelsen – das kleinste Naturschutzgebiet Deutschlands. Mit einer Größe von nur einem Hektar ist das kleinste Naturschutzgebiet deutschlands gleichzeitig das Naturschutzgebiet mit der höchsten Brutvogeldichte. Hier brüten 5 für Deutschland einmalige Seevögel: die Trottellumme, der Tordalk, Dreizehenmöwen sowie Eissturmvögel und Basstölpel.
Die Helgoländer Düne liegt rund einen Kilometer östlich von der Helgoländer Hauptinsel und ist ca. 0,7km² groß. Bis 1721 waren beide Inseln miteinander verbunden bis ein starker Sturm in der Neujahresnacht eben dieses Jahres beide Inseln trennte. Beide Inseln liegen ungefähr 50km vom Festland entfernt.
Mit einer Länge von 700m und einer Breite von 1000m hat die Helgoländer Düne insgesamt 130.000m² Strandfläche die durch die Gezeiten geprägt sind. Im Westen der Düne befindet sich ein Anleger, an dem unter anderem die Dünenfähre Besucher zwischen den Inseln befördert.
Der Nord- und der Südstrand sind beides Sandstrände, die gleichmäßig zur Wasserkante hin abfallen. Im Osten erstreckt sich die „Aade“, deutschlandweit der einzige Kiesstrand. Im Gegensatz zu den flachen Sandstränden steigt die „Aade“ relativ steil an. Aufgrund der Geologie der Insel kann man dort eine Reihe interessanter Fossilien finden.
Donnerkeile, Eiballen der Wellhornschnecke, Helgoländer Feuerstein, Friesenknöpfchen, div. Muscheln Hühnergötter, Eikapseln von Katzenhai und Nagelrochen
Augen auf Am Strand!
Eiballen der Wellhornschnecke
Knäule aus kleinen hornig aussehenden beige-weißen Einzelteilen. Bei genauerer Betrachtung sehen diese Eihüllen etwas aus wie Muscheln, nur dass sie eher pergamentartig und lichtdurchlässig sind. Nur eine Schnecke pro Gelege wird überleben.
Helgoländer Roter Feuerstein
Feuerstein kommt weltweit vor. In seiner charakteristischen roten Färbung allerdings nur auf der Helgoländer Düne. Die rote Färbung ist selten und rührt von einer oxidierenden Reaktion mit Eisen.
Löcher in Steinen, vor allem Kreide
Die kreisrunden Löcher entstehen durch das Einbohren von Bohrmuscheln, die mit Hilfe von kleinen Zähnchen an der Außenseite der Muschelschalen kleine Röhren in den Kalkstein bohren, in denen sie leben. Damit sind sie vor Fressfeinden geschützt. Sie selbst sind Filtrierer und ernähren sich vom Plankton dass mit dem Meerwasser in die Wohnröhre gespült wird.
Kleinere Löcher deuten auf Wohnröhren von Würmern hin.
Donnerkeile
Beim Donnerkeil handelt es sich um die Versteinerung der skelettierten Teile von Urzeittintenfischen, den Belemniten (358 bis 65 Mio. Jahre alt). Tintenfische, die nicht zu den Fischen, sondern zu Schnecken und Muscheln zählen, hatten eine Art Wirbelsäule aus Calcit, diese kann man versteinert als Donnerkeil finden. Auch heutige Formen der Tintenfische tragen den skelettierten Teil innerhalb ihres Körpers. Dieser kann als so genannter Schulp mal am Strand gefunden werden.
Versteinerte Seeigelskelette
Seeigel gehören zu den Stachelhäutern und sind eng mit den Seesternen verwandt. Sie verfügen im Gegensatz zu den Seesternen über ein Kalkskelett, dass unter dem Druck der Gesteinsschichten versteinert wurde und als Fossil am Aadestrand gefunden werden kann.
Algen
Algen finden sich in einer Vielzahl im Meer. Vom einzelligem Stadium (Noctiluca, Meeresleuchten im Früh- und Spätsommer auch in den Gewässern um Helgoland zu beobachten) bis zu Großalgen, die bis zu 60 Meter hoch werden können. Die größten Algen um Helgoland gehören zu den Laminarien sie reichen bis in Tiefen von etwa 10 Metern. In der Deutschen Bucht treten Algen einzig um Helgoland als sogenannte Kelpwälder (Tangwälder) auf. Einzelne Arten können Höhen bis zu 45 Meter und ein Alter von 18 Jahren erreichen. Um Helgoland herum sind die Algenarten (Zucker-, Palmen- und Fingertang der Gattung Laminares) etwas niedriger. Im Unterschied zu Landpflanzen beziehen Algen ihre Nährstoffe und ihr Wasser über den gesamten Pflanzenkörper. Die wurzelähnlichen Haftkrallen dienen den Algen als Befestigung auf felsigem Untergrund. Nach Stürmen formen sich ganze Algenberge am Strand die wiederum eine Nahrungsgrundlage, unter anderem für Seevögel, bieten. In den Algenbergen tummeln sich kleine Lebewesen wie Larven oder Asseln und Fliegen von denen sich die Vögel ernähren. Algen produzieren etwa 80 % des globalen Sauerstoffs.
Dünenausstellung
Im Inland der Düne befinden sich neben der Dünenvegetation (zB.: Strandhafer, Sanddorn und Kartoffelrose) eine Landebahnen für kleinere Flugzeuge, ein Supermarkt, zwei Restaurants und ein Campingplatz. Das Alte Bungalowdorf im Bereich des Flughafens wird nach und nach aufgegeben und durch das neue Bungalowdorf am Anleger ersetzt werden. Dabei handelt es sich um einen Auflage des Naturschutzes, der es vorsieht die Fläche des alten Bungalowdorfs als Ausgleichsfläche für Baumaßnahmen an die Natur zurück zu geben.
Seit Juli 2017 steht im Anlegergebäude außerdem die neue „Robbeninfo auf der Düne“ mit Schautafeln und Präparaten.
Außerdem befindet sich im Düneninneren zwei Süßwasserteiche. Diese waren bis 2000 die Frischwasserversorgung der Düne. Danach erfolgt die Frischversorgung über einen Anschluss an die Hauptinsel.
Das Regenwasserreservoir ist heute noch von Besonderer Bedeutung für die tierischen Dünenbewohner:
Möwen kommen hierher um ihre Salzwasserdrüsen zu säubern. Da Möwen Salzwasser trinken, müssen sie diesem Wasser das überschüssige Salz entziehen, das sie in einer Drüse am Kopf sammeln. Über das Spülen der Nasenlöcher im Süßwasser werden diese gereinigt.
An den Teichen brüten einige Vogelarten, die auf Süßwasser angewiesen sind, beispielsweise Stockenten, Graugänse, Teichhühner und Wasserrallen. Auch eingeschleppte Arten wie die Rotwangenschildkröte, die höchstwahrscheinlich aus Terrarien eingewandert sind, ebenso wie Goldfische aus Aquarien, bewohnen die Teiche. Die Teiche bieten neben der Salzwasserwelt einen wunderbar kontrastreichen Einblick in einen Süßwasserlebensraum.
Vögel
Zu den gefiederten Mitbewohnern der Kegelrobben an Land zählen unter Anderem Bodenbrüter wie Heringsmöwen, einige Silbermöwen und Austernfischer sowie in 2014 auch der geschützte Sandregenpfeifer.
Heringsmöwe
Auf der Düne brüten von Frühjahr bis zum Sommer Heringsmöwen in vier Kolonien (Bereich Teich und Flughafen der Düne). Die Vögel haben einen vierjährigen „Zyklus“ innerhalb dessen sie zu erwachsenen Tieren heranreifen und jährlich ihr Gefiederkleid wechseln. Auf Helgoland findet man meist einjährige oder erwachsene Tiere.
Austernfischer
Gehören zu den Limikolen (Grenzläufern, „sie laufen immer vor den Wellen, dem Wasser weg“) die sich viel in der Gezeitenzone aufhalten um Nahrung zu suchen (Würmer, Muscheln). Sie haben sich, wie andere Bodenbrütende Arten eine Taktik angeeignet, „Brutplatzstörer“ (Mensch oder Tier) abzulenken. Bei den Austernfischern ist es der sogenannte „Verleitflug“. Das Männchen fliegt dabei mit lauten Rufen vom Nistplatz weg und versucht dabei den Störenfried abzulenken.
Sandregenpfeifer
Diese Bodenbrüter bauen ihre Nester vorzugsweise im Kies (auf der Düne in 2014 + 2015 am Aadestrand). Die Nester werden häufig übersehen! In den vergangenen Jahren hat der Verein Jordsand diese aber erfolgreich einzäunen können. Deswegen auch hier AUGEN AUF! Die Tiere haben ebenfalls eine Ablenkungstaktik entwickelt: Mit angedeutetem gebrochenen Bein leiten Sie Störenfriede humpelnd vom Nest weg. Der potentielle Räuber meint nun ein verletztes, leicht zu erbeutendes Tier vor sich zu haben, dem er folgt. Bei drohender Gefahr für den ablenkenden Vogel, fliegt dieser dann schnell davon.
Schutz
Die Helgoländer Düne ist FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) und gehört damit zum europäischen Netzwerk von Schutzgebieten Natura 2000. Seit 2015 setzt der Verein Jordsand offiziell den von der Naturschutzbehörde angetragenen Betreuungsauftrag um.
Küstenschutz
Küstenschutz ist ein besonders wichtiges Thema um die Helgoländer Düne und ihre Natur zu erhalten. Man kann hier zwischen natürlichem Küstenschutz und künstlichen (baulichem) Küstenschutz unterscheiden.
Die Dünen stellen den natürlichen Küstenschutz dar, weshalb die Dünen auf der Helgoländer Düne nicht betreten werden sollten. Ein Betreten der Dünen würde das Zerstören der Dünenvegetation (Strandhafer) und dem Dünenwall selbst mit sich ziehen. Der Dünenhafer festigt mit seinem feinen und tiefen Wurzelsystem die Dünen, indem er den Sand „festhält“. Bricht man hier den sichtbaren grasigen Teil ab, stirbt auch die Wurzel ab, sie verrottet und hält den Sand nicht mehr fest.
Als künstlichen Küstenschutz kann man alle Bauwerke, wie die Hafenmolen und Tetrapoden (ca. 2,4 Meterhohe „Vierfüßer“ aus Beton als Wellenbrecher), aber auch das Transportieren von Sanden und das künstliche Errichten von Dünen bezeichnen, um Teile der Düne zu befestigen.
Besonders der Nordstrand und der Aadestrand leiden unter den jährlichen Herbst- und Frühjahrstürmen, wobei Tonnen von Sand (Sand kommt natürlicherweise nicht auf der Düne vor, Badestrände wurden künstlich angelegt) verloren gehen. Jedes Jahr wird deshalb von der Gemeinde unter anderem tonnenweise Sand von der Südseite zur Nordseite der Düne transportiert.
Dünenentstehung
Die Dünenentwicklung beginnt am Spülsaum. Am Spülsaum sammeln sich organische Materialien (Algen, tote Tiere oder deren Reste, leider auch immer mehr Müll). Diese bilden die Basis der Dünenentwicklung, da sich an diesem Material Sand verfangen und hängen bleiben kann. In diesen Vordünen siedeln sich Pionierpflanzen wie Meersenf und Salzmiere an, die durch ihr breites Wurzelgeflecht große Sandflächen zusammenhalten können. Über die Zeit entwickelt sich aus der kleineren Vordüne die Weißdüne (bis zu 20 Metern hoch) und später dahinter die Grau- und Braundüne. Der Unterschied zwischen Weiß-, Grau und Braundüne ist das jeweilige Alter und der Anteil an organischem Material (Humus), das mit dem Alter der Düne zunimmt (der Sand bzw. Boden wird immer dunkler – von weißem Sandstrand zu braunem Mutterboden). Darüber hinaus verändert sich auch der Bewuchs. Nach Strandhafer folgen im geschützten Bereich Kartoffelrose, Holunder und Sanddorn.
Die Grau- bzw. Braundünen gehen hier auf der Düne nahtlos ineinander über, da der Platz für eine solche Dünenfolge nicht gegeben ist.
Zum Schutz der Tiere und der Natur bitten wir darum, ein paar Verhaltensregeln zu beachten
Bei der Begegnung mit den Kegelrobben und auch den Seehunden ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass es sich dabei um Wildtiere und Deutschlands größtem Raubtier handelt
- Bitte halten Sie einen gebührenden Abstand von etwa 30 m zu den Tieren
- Vermeiden Sie laute Gespräche
- Sollen Sie im Sommer ins Wasser gehen so achten Sie darauf, dass sie sich ruhig zurückziehen, sollten sich die Tiere Ihnen nähern. Kegelrobben und Seehunde sind natürlicherweise sehr neugierig und könnten den Kontakt mit Ihnen suchen. Das ist sicherlich sehr spannend und faszinierend, aber um die Tiere nicht zu stark an den Menschen zu gewöhnen und Unfälle zu vermeiden, bitten wir Sie um ihr Verständnis, dass es nicht möglich ist die Tiere näher zu beobachten. Wildtiere möchten nie berührt werden.
- Auch wenn sie kranke oder Verletzte Tiere sehen, nähern sie sich nicht weiter als 30 m und versuchen sie nicht das Tier zu retten. Es ist immer Fachkundiges Personal auf der Düne, das entweder unter den am Anleger ausgehängten Nummern zu erreichen ist oder aber bereits Bescheid weiß.
Im Allgemeinen:
- Beachten Sie kurzfristige Informationen und eingerichtete Ruhezonen für Robben aber auch für bodenbrütende Vögel
- Nutzen Sie ausgeschilderte Alternativwege bzw. Bohlenwege und Aussichtsplattformen im Winter
- Achten sie auf Dünenschutzschilder
- Schenken sie dem befugten Dünenpersonal Gehör. Bei Fragen geben diese sehr gerne Auskunft!